Die Soziokratische Kreis Moderation

ist ein zentraler Teil einer soziokratisch aufgestellten Organisation. Für mich ist es eine ausgezeichnete Methode, um zielorientiert und unter Einbeziehung der kollektiven Intelligenz in einer Gruppe Entscheidungen herbeizuführen. Gerne begleite ich dich bei einer Besprechung oder einem Meeting mit einer soziokratischen Kreis-Moderation oder trainiere dich und deine Freund*innen und Kolleg:innen in dieser Methode.
Das Sprechen in Kreisen hat in vielen Kulturen eine lange Tradition. Sowohl im schamanischen Kontext als auch in vielen afrikanischen Traditionen wird häufig im Kreis gesprochen. Der Weg des Council oder die Redestabrunden, sind bewerte, wunderschöne und effektive Methoden, um miteinander ins Sprechen und Zuhören zu kommen und einen Austausch auf eine immer tiefere Eben zu bringen.
(sehr empfehlenswert dazu: http://www.circleway-germany.de/)

Im Laufe meiner Ausbildung in der Soziokratie habe ich die soziokratische Kreismoderation oder auch Konsentmoderation kennen und schätzen gelernt, die viele Aspekte des Circle Ways integriert und gleichzeitig doch eine ganz eigene und sehr effektive Methode ist. Diese Methode folgt einem klaren Schema, das ich hier in aller Kürze kurz vorstellen möchte.


Die soziokratische Kreismoderation: Eine inklusive Methode für effektive Entscheidungsfindung

Die soziokratische Kreismoderation ist eine Methode, die auf den Prinzipien der Soziokratie basiert. Die Soziokratie ist ein Governance-Modell, das darauf abzielt, Konsent in Entscheidungsprozessen zu erreichen und dabei das oft noch klassische Top Down aufzubrechen und zu einem Konzept auf Augenhöhe zu kommen und die kollektive Intelligenz einbezieht. Die Kreismoderation ist ein zentraler Bestandteil dieses Modells und stellt sicher, dass alle Mitglieder eines Teams oder einer Organisation gehört werden und an den Entscheidungen teilhaben können.

Wie funktioniert die soziokratische Kreismoderation?

Bei der soziokratischen Kreismoderation kommt das Team oder der Kreise zusammen, der jeweils für eine bestimmte Aufgabe oder Themenbereiche verantwortlich sind und entscheidungsbefugt ist.
Die Kreis- oder Teammitglieder wählen eine Moderation, die u.a. dafür sorgt, dass die Kommunikation reibungslos abläuft, das Schema eingehalten wird und alle Mitglieder gleichermaßen beteiligt sind.

Der Moderationsprozess selbst folgt einer bestimmten Struktur. Zunächst wird ein Thema oder eine Entscheidung vorgestellt und alle Mitglieder haben die Möglichkeit in einer ersten Runde alle Fragen zu stellen, die sie geklärt haben müssen um eine Entscheidung treffen zu können bzw. sich eine Meinung bilden zu können. In dieser ersten Runde haben Meinungen aber noch nichts zu suchen. Es geht nur um Informationen!

In einer zweiten Runde werden die individuellen Ideen, Meinungen und Bedenken geäußert, die die Gruppenmitglieder haben, wenn die Entscheidung so umgesetzt wird, wie vorgeschlagen.

In einer zweiten Runde können die Mitglieder dann basierend auf dem Gehörten nochmal ihre Meinung (evtl. auch veränderte Meinung) teilen und evtl. auch schon Anpassungen vorschlagen.

Die Moderation achtet darauf, dass alle Stimmen gehört werden und vermeidet Unterbrechungen oder Dominanz einzelner Personen. Nachdem alle Meinungen angehört wurden, wird nach einem KonsenT gesucht. KonsenT bedeutet, dass es keine schwerwiegenden Einwände im Sinne der Zielerreichung gegen den Vorschlag gibt und alle Beteiligten zustimmen können, auch wenn sie nicht unbedingt zu 100 Prozent einverstanden sind.

Die Vorteile der soziokratischen Kreismoderation:

  1. Inklusion und Teilhabe: Jedes Teammitglied hat die Möglichkeit, sich aktiv an Entscheidungen zu beteiligen und gehört zu werden. Dadurch entsteht ein Gefühl der Zugehörigkeit und der gemeinsamen Verantwortung.
  2. Effiziente Entscheidungsfindung: Durch den Fokus auf Konsent können Entscheidungen schneller getroffen werden, da langwierige Diskussionen vermieden werden. Die Methode ermöglicht es, die Vielfalt der Meinungen zu nutzen und dennoch zu einer gemeinsamen Lösung zu gelangen.
  3. Förderung des Vertrauens: Die soziokratische Kreismoderation fördert ein Klima des Vertrauens und der Offenheit. Da alle Stimmen gehört und respektiert werden, fühlen sich die Teammitglieder ermutigt, ihre Ideen einzubringen und sich aktiv einzubringen.
  4. Flexibilität und Anpassungsfähigkeit: Die Methode kann auf verschiedene Organisationen und Teamstrukturen angewendet werden. Sie ist skalierbar und kann sowohl in kleinen Teams als auch in größeren Organisationen effektiv eingesetzt werden.

 

Die soziokratische Kreismoderation (Konsentmoderation) in Kurz

Zu Beginn klären: Welches Ziel hat die Organisation? der Kreis? das Meeting?

Die 4 einzelnen Runden

1. Informations- oder bildformende Runde

Was musst du noch wissen, um dir eine Meinung bilden zu können?

2. Erste Meinungsrunde oder meinungsbildende Runde

Wie geht es dir mit dem Vorschlag? Wie würde es sich anfühlen, diese Idee umzusetzen?

3. Zweite Meinungsrunde oder meinungsbildende Runde

Wie geht es dir mit dem Gehörten? Has sich bei dir etwas bewegt? Was denkst du jetzt?

4. Konsentrunde, Beschlussfassung

Hast du einen schwerwiegenden Einwand gegen diesen Vorschlag im Sinne unseres Zieles?

Kannst du deinen Konsent im Sinne des gemeinsamen Ziels geben?

 

Moderation auf Augenhöhe

In unserer vernetzten und globalisierten Welt ist eine vertrauensvolle und effektive Zusammenarbeit und Kommunikation in Teams und Gruppen von zentraler Bedeutung.
Eine wichtige Rolle spielt dabei die Moderation eines Treffens oder eines Gesprächs. Meinen, sehr auf Teilhabe ausgerichteten Moderationsansatz bezeichne ich als Moderation auf Augenhöhe, wahlweise auch als Prozessbegleitung auf Augenhöhe.

  1. Was ist Moderation auf Augenhöhe?

Moderation auf Augenhöhe bedeutet für mich, dass die moderierende Person eine gleichberechtigte Rolle in der Gruppe einnimmt und die Teilnehmenden als gleichwertige Partner:innen betrachtet. Es geht darum, eine Atmosphäre des Respekts, der Offenheit und des Vertrauens zu schaffen, in der alle Stimmen gehört und geschätzt werden.

  1. Die Vorteile von Moderation auf Augenhöhe:

  • Inklusion und Vielfalt: Durch die Einbeziehung aller Teilnehmenden und die Wertschätzung unterschiedlicher Perspektiven können vielfältige Lösungsansätze entwickelt werden. Unterschiedliche Meinungen werden als Bereicherung angesehen, was zu kreativen Lösungen führt.
  • Eigenverantwortung und Selbstorganisation: Moderation auf Augenhöhe ermutigt die Teilnehmenden, Verantwortung für ihre eigenen Beiträge und die gemeinsame Arbeit zu übernehmen. Dadurch entsteht eine Kultur der Selbstorganisation, in der Entscheidungen gemeinsam getroffen und umgesetzt werden.
  • Effektive Kommunikation: Durch eine respektvolle und wertschätzende Kommunikation auf Augenhöhe wird das Verständnis zwischen den Teilnehmenden gefördert. Missverständnisse können vermieden werden, während Konflikte konstruktiv angegangen und gelöst werden können.
  1. Praktische Ansätze für Moderation auf Augenhöhe:

  • Offene und vertrauensvolle Atmosphäre: Wenn möglich achte ich auf die Gestaltung des Raums und darauf, dass sich alle gut sehen können (Kreis, am liebsten ohne Tische). Es ist wichtig, einen Rahmen zu schaffen, in dem alle Teilnehmenden ermutigt werden, ihre Meinungen und Ideen frei zu äußern.
  • Aktives Zuhören: Aktives Zuhören ist selbstverständlich und nicht nur für die Moderation essenziell. Es geht darum, die kollektive Intelligenz einzuladen und allen die Möglichkeit zu geben sich zu äußern und gehört zu werden. Es geht nicht darum über geschickte Moderation ein bereits im Vorfeld erarbeitetes Wunschziel umzusetzen.
  • Zusammenarbeit und Austausch: Wenn irgend möglich gilt es die direkte Zusammenarbeit und den Austausch zwischen den Teilnehmenden zu ermöglichen und Räume für kollektives Denken und Entscheiden zu schaffen.
  • Fokus halten: Bei aller gebotenen Flexibilität bezüglich des Prozesses ist es eine zentrale Aufgabe der Moderation, den Fokus auf das gemeinsame Ziel zu behalten, dabei zu unterstützen, den Diskussionsprozess zu strukturieren und auf Kurs zu halten.
  • Moderation heißt nicht Vorgaben machen: Wichtig ist es in einem Moderationsprozesse flexibel und offen für Veränderungen zu sein und zu bleiben. Dabei ist es wichtig, den Teilnehmenden die Möglichkeit zu geben, den Moderationsprozess mitzugestalten und Feedback zu geben.

Moderation auf Augenhöhe ist für mich ein wesentlicher Bestandteil einer erfolgreichen Zusammenarbeit. Indem alle Teilnehmenden gleichwertig einbezogen und respektiert werden, entsteht eine Atmosphäre des Vertrauens und der Offenheit. Dies fördert die Vielfalt der Ideen, das offene Einladen der kollektiven Intelligen und stärkt gleichzeitig die Eigenverantwortung der Teilnehmenden. Gerne arbeite ich mit Methoden aus der Soziokratie, dem Council, dragon dreaming, Art of hosting, Großgruppenmethoden wie Worldcafé, Bar-Café, Open space u.a.

Art of Hosting: Die Kunst der gemeinsamen Gestaltung von Dialog und Veränderung

Im Mai 2023 habe ich an einem tollen Art of Hosting Workshop in Berlin teilgenommen. Ich war immer ein wenig skeptisch und gleichzeitig neugierig. Ist das nicht alter Wein in neuen Schläuchen, clever vermarktet?

Zugegeben, auch nach dem Workshop komme ich nicht mit einem komplett neuen Methodenset nach Hause, aber die Art und Weise wie der Workshop organisiert wurde und die Haltung der Trainer:innen hat mich begeistert.

Aber was ist eigentlich Art of Hosting und warum brauchen wird neue Ansätze auch in der Moderation von Veränderungsprozessen?

In einer Welt, die von schnellen Veränderungen, komplexen Problemen und zunehmender Vernetzung geprägt ist, wird die Fähigkeit, effektive Dialoge zu führen und gemeinsam nachhaltige Lösungen zu finden, immer wichtiger.

Hier möchte Art of Hosting einen Beitrag zu leisten und durc seinen Ansatz einen Beitrag zur Förderung von Kollaboration, Innovation und Veränderung in verschiedenen Kontexten beitragen.

Was ist das „Art of Hosting“?

Art of Hosting ist eine Ansatz- und eine Methodensammlung, die darauf abzielt, Menschen zusammenzubringen, um bedeutsame Gespräche zu führen, gemeinsam Wissen zu generieren und kreative Lösungen für komplexe Herausforderungen zu finden. Es basiert auf Prinzipien der Partizipation, Zusammenarbeit und kollektiven Intelligenz.

Um dies zu erreichen, folgt Art of Hosting mehreren Grundprinzipien:

  • Teilnehmerzentrierung: „Art of Hosting“ legt Wert darauf, dass alle Teilnehmenden als gleichwertige Partner betrachtet werden und ihre individuellen Erfahrungen, Perspektiven und Fähigkeiten einbringen können.
  • Dialog und Zusammenarbeit: Der Fokus liegt auf der Schaffung eines offenen, respektvollen Dialograums, in dem unterschiedliche Ansichten gehört und verstanden werden. Zusammenarbeit wird gefördert, um gemeinsam innovative Lösungen zu entwickeln.
  • Emergenz: Art of Hosting geht davon aus, dass neue Erkenntnisse und Lösungen oft durch den Prozess des gemeinsamen Dialogs und der Zusammenarbeit entstehen. Es ermöglicht das Auftauchen von Ideen und Mustern, die zuvor nicht erkennbar waren.

Methoden und Werkzeuge des „Art of Hosting“:
Wie schon am Anfang erwähnt, nutzt Art of Hosting nicht zwingend „neue“ Methoden, aber die Methoden, die zum Standardrepertoire gehören, unterstützen, genau diese Grundprinzipien.

  • World Café: Eine Methode, die den informellen Austausch in kleinen Gruppen fördert, um kollektives Wissen und Einsichten zu generieren.
  • Open Space Technology: Eine flexible Methode, die den Teilnehmenden ermöglicht, ihre eigenen Themen und Fragen zu setzen und in kleinen Gruppen selbstorganisiert zu diskutieren.
  • Circle Practice: Eine Methode, die darauf abzielt, einen sicheren Raum für tiefgehende Gespräche und das Teilen persönlicher Erfahrungen zu schaffen.
  • Pro Action Café: Eine strukturierte Methode, um kollektives Lernen und Handeln zu fördern, indem konkrete Projekte oder Herausforderungen in kleinen Gruppen diskutiert werden.

Durch diese Methoden (offene Dialogräume) und die Nutzung kreativer Methoden ermöglicht bzw. fördert Art of Hosting eine effektive Zusammenarbeit und den Aufbau von tragfähigen Beziehungen. Gleichzeitig sind diese Methoden hilfreich bei der Entwicklung neuer Ideen und Lösungsansätze.

Ziel von Art of Hosting und letztlich auch meiner Arbeit ist es den Wandel zu unterstützen, indem Menschen befähigt werden, in einem partizipativen Prozess gemeinsam Visionen zu entwickeln und Veränderungen anzustoßen.

Heilhaus Kassel, mehr als nur eine Gemeinschaft?!

Kleiner Spoiler vorneweg. Das Heilhaus Kassel ist mehr als nur eine Gemeinschaft. Es ist ein in vielen Beziehungen besonderer Ort. Rund um die Gründerin Ursa Paul hat sich hier in einem Arbeiterstadtteil von Kassel auf einem ehemaligen Industriegelände eine Gemeinschaft entwickelt, die weit in die Stadt und darüber hinaus ausstrahlt.

Eine Gemeinschaft, die dem Namen Heilhaus alle Ehre macht. Vom Geburtshaus, über den Kindergarten, verschiedene Sozialeinrichtungen bis hin zum Hospiz ist hier ein Ort für alle Phasen des Lebens entstanden, der Menschen jeden Alters und jeder Herkunft willkommen heißt. Das Heilhaus Kassel ist ein Ort, an dem man sich selbst entdecken kann. Es bietet eine Vielzahl von Workshops und Seminaren zu Themen wie Yoga, Meditation oder auch Tanztherapie an. Neben den regelmäßigen Angeboten gibt es im Heilhaus Kassel auch immer wieder besondere Veranstaltungen wie Konzerte oder Vorträge zu spirituellen Themen. Diese Events bieten nicht nur Inspiration sondern fördern auch das Gemeinschaftsgefühl unter den Besuchern. Dabei ist das Heilhaus sehr offen für die direkte Nachbarschaft und richtet sich nicht nur an ein ausgesuchtes Publikum einer speziellen Bubble, sondern bietet zum Beispiel auch Programme für z.B. Kinder und Jugendliche mit besonderem Unterstützungsbedarf.

Dabei ist das Heilhaus aber auch kein reines Sozialprojekt. Die Spiritualität spielt eine zentrale Rolle. Ursa Paul, die Gründerin des Heilhauses, hat eine tiefe Verbundenheit zur Natur und zum Göttlichen entwickelt. Diese Spiritualität prägt das Leben im Heilhaus und beeinflusst auch die Art der Zusammenarbeit. So findet z.B. jeden Morgen findet eine offene Meditation statt, zu der auch Menschen von außerhalb eingeladen sind. Es gibt spirituelle Retreats, Friedensgebete uvm. Auch der Ästhetik kommt ein hoher Stellenwert zu. So wird das Design des Geländes durchaus einer spirituellen Ästhetik untergeordnet, die sich an den Aurafarben orientiert. Ein meines Wissens nach einzigartiges Experiment.

Im Heilhaus Kassel geht es viel um Gemeinschaft. Hier leben Menschen zusammen, die sich für ein nachhaltiges und spirituelles Leben interessieren. Die Bewohner:innen teilen nicht nur Wohnraum, sondern auch ihre Ideen und Visionen.

 

Das Heilhaus Kassel ist Teil des europäischen Global Ecovillage Network (GEN-Europe), einem internationalen Netzwerk von Ökodörfern und nachhaltigen Gemeinschaften. (www.gen-europe.org)

Insgesamt zeigt das Heilhaus Kassel, dass es möglich ist, ein nachhaltiges und spirituelles Leben in Gemeinschaft zu führen. Die Bewohner des Ökodorfs sind ein Beispiel dafür, wie wir uns als Gesellschaft weiterentwickeln können – hin zu mehr Achtsamkeit und Nachhaltigkeit.

Anfang März 2023 hatte ich die Gelegenheit mit Gerhard Paul, dem Sohn der Gründerin und Katrin Hippeli, langjährige Vorstandsvorsitzende des Heilhauses zu sprechen. Das Interview findet ihr in meinem Podcast hier: https://tinyurl.com/podcast-heilhaus-Kassel

DdD

Warum sind Gemeinschaften interessant für die Wissenschaft?
im Gespräch mit Anne Schwab

In meinem Podcast vom 14.04.2023 spreche ich mich mit Dr. Anne Schwab. Anne arbeitet an der Universität Vechta und forscht dort u.a. zu Gemeinschaften. Sie hat selbst im Lebensgarten Steyerberg gelebt und geforscht und wohnt derzeit in einer Gemeinschaft bei Kassel. Einen Teil des Intverviews befindet sich weiter unten in diesem Blog. Das komplette Transkript findet ihr hier…. Sind Gemeinschaften interessant für die Wissenschaft

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Ökodörfer haben in den letzten Jahren zunehmend das Interesse der Wissenschaft geweckt. Forscherinnen und Forscher aus verschiedenen Disziplinen untersuchen die Ökologie und die soziale Dynamik von Ecovillages und wie sie zur Nachhaltigkeit beitragen können. Die Forschung zeigt, dass Ökodörfer dazu beitragen können, ökologische Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Stabilität zu erreichen.

Verschiedene Studien zeigen zum Beispiel, dass Ökodörfer ein hohes Potenzial haben, ökonomisch stabil zu sein, da sie oft auf Selbstversorgung und lokale Wirtschaft setzen. Die Gemeinschaften können ihre eigenen Ressourcen nutzen und auf lokale Produkte und Dienstleistungen zurückgreifen, was auch die regionale Wirtschaft stärken kann.

Ökodörfer bieten auch eine alternative Lebensweise, die zu einem nachhaltigeren und erfüllteren Leben beitragen kann. Viele Menschen ziehen in Ecovillages, um der Hektik des modernen Lebens zu entfliehen und sich in einer Gemeinschaft zu engagieren, die ihre Werte teilt. Die Gemeinschaften bieten oft Raum für persönliches Wachstum, kreative Entfaltung und tiefere Beziehungen.

Insgesamt können Ökodörfer als Modell für eine nachhaltige Zukunft dienen. Durch die Verbindung von ökologischer Nachhaltigkeit, sozialer Gerechtigkeit und wirtschaftlicher Stabilität zeigen sie, dass eine nachhaltige Lebensweise möglich ist. Die wissenschaftliche Forschung trägt dazu bei, unser Verständnis von Ecovillages und ihrer Bedeutung für eine nachhaltige Zukunft zu vertiefen.

 

Das folgende Interview ist ein Zusamschnitt des Gesprächs mit Dr. Anne Schwab von der Universität Vechta:
Den Podcast könnt ihr hier oder auf dem Podcast Player eurer Wahl hören.
Das komplette Transkript findet ihr hier…. Sind Gemeinschaften interessant für die Wissenschaft

 

Steffen: Heute habe ich das Vergnügen mit der Anne Schwab zu sprechen. Anne, du lebst in Gemeinschaft, du bist Wissenschaftlerin und forschst zu dem Thema Gemeinschaften.

Anne:  Ja, ich forsche jetzt schon seit 2014 über Ökodörfer. Ich habe meine Doktorarbeit über den Lebensgarten Steierberg geschrieben. Ich arbeite aktuell an der Universität Fechter als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Ökonomie der Nachhaltigkeit und habe auch noch andere Forschungsthemen. Allerdings ist das Forschungsthema über Ökodörfer und Gemeinschaften mein Herzensfeld.

Steffen:
Deine Dissertation hatte so einen lustigen Titel. Erinnere mich doch noch mal dran.

Anne: Ja, tatsächlich hat sie jetzt in der Veröffentlichung einen anderen Namen, da heißt sie nämlich Transformation im ländlichen Raum und meine Doktorarbeit an sich habe ich nackt ums Feuer genannt, einfach um diesen Vorurteilen auch einen Mund zu geben und das auch plakativ aufzubauen.

Steffen: Was ist denn das Innovative an Menschen, die in Gemeinschaften wohnen? Also warum ist das interessant?

Anne: Naja, also erstmal würde ich nicht sagen, dass Ökodorfbewohner an sich innovativ sind oder auch das Leben in einer intentionalen Gemeinschaft an sich innovativ ist.
Es ist erstmal eher das Gegenteil von innovativ, nämlich sehr traditionell oder vielleicht auch Rückverbunden. Das ist ja der Versuch, eigentlich wieder, naturnäher oder ursprünglicher in Gemeinschaftsverbänden zu leben. Und auch die Idee dahinter, dass durch diese Verbindung miteinander auch eine nähere Verbindung mit der Umwelt stattfindet, das finde ich, ist vielleicht gar nicht so innovativ. (…) Ob das gelingt, kann man sie jetzt diskutieren. Und ja, es wird ja in verschiedenen Arbeiten, unter anderem von Iris Kunze diskutiert, ob das soziale Innovationen sind. Und natürlich leben auch in Ökodörfern technikverbundene Menschen oder sehr innovativ, innovationsfreundliche Menschen, die gute Ideen haben und auch Technik nutzen, um nachhaltiger zu leben. Also was weiß ich nicht, E-Mobile-Sharing oder sowas in die Richtung. Und ja, aber ich finde so, der Innovationsbegriff, den muss man in dem Kontext auf jeden Fall erstmal definieren und sich fragen, was man darunter versteht. Und vielleicht würde ich behaupten, wird sogar eher das Gegenteil angestriebt, in Öko-Dörfern alles andere als besonders innovativ zu sein, sondern eher verbunden zu sein.

Steffen: Also als ich in Gemeinschaft gezogen bin, bin ich da nicht reingegangen, um besonders innovativ zu sein. Ich glaube, ich wollte was anders machen. Und das kann auch unter Umständen was eher Traditionelles sein, was jetzt nicht besonders innovativ ist. Aber zu sagen, hey, ich möchte gar nicht zum Beispiel mich dem modernen Konsum so stark aussetzen, wie das vielleicht der Durchschnitt der Gesellschaft macht. Ich möchte vielleicht auch gar nicht auf jedes digitale Medium aufspringen, sondern eher in, bestimmten Bereichen ein bisschen konservativer sein. Ich will vielleicht eher Gemüse essen, dass die Landwirte bei uns in der Region anbauen, als auf Gemüse aus aller Welt zurückgreifen. Das ist ja nicht per se innovativ, sondern das hat eher sowas mit – das ist jetzt zum Beispiel Das war meine Motivation, mit einem nachhaltigen Lebensstil zu arbeiten.

Haben denn Ökodörfer oder Menschen, die in Gemeinschaften wohnen, was anzubieten, was für die Gesellschaft an sich interessant ist, aus deiner Perspektive jetzt?

Anne: Ich würde gerne noch mal einen Schritt zurück. Also ich habe gerade eine Masterarbeit vorliegen zum Thema, sind Ökodörfer smart Villages?  Und ich würde sagen, ganz sicher nicht. Weil in dieser, und da geht es ja um Innovation, in dieser Smart Village Idee oder der Digitalisierung auch des ländlichen Raumes ist ja inbegriffen, dass es eine gesamte Digitalisierung des, oder eine Digitalisierung des gesamten Lebens geht um Smart Homes, es geht um smarte Gemeinderäte, es geht um digitale Bildung, es geht alles darüber. Also das ist das, wenn wir über Innovation sprechen, was wir vielleicht auch als Innovation definieren würden. Und ich würde sagen, Ökodörfer haben genau den gegenteiligen Ansatz.
Die wollen eben eher ein naturverbundenes Leben, die wollen eher einen natürlichen Austausch haben, die wollen eine natürliche Landwirtschaft haben, sie wollen eben möglichst wenig Technologien oder, und dazu zähle ich auch Pestizide, sind auch Technologien, in ihren Gemüse haben und das eher mit der Hand machen oder mit dem Pferd, wie es zum Beispiel in eurer Gemeinschaft passiert oder in der Permakultur ist es ja auch eher so, eher so, dass fast alles mit der Hand geht. Das ist einzig das Gegenteil von dem, was wir innovativ und fortschrittlich nennen und geht wieder mehr auf den Menschen zurück, als der seine Arbeitskraft einbringt und auch dafür genutzt wird.

Steffen: Aber warum ist es für die Wissenschaft interessant, sich mit so einer Nischenbewegung wie Gemeinschaften und Ökodörfer auseinanderzusetzen?

Anne: Ja, das hast du gut gesagt mit der Nischenbewegung. Das wird uns Wissenschaftlern, die sich damit beschäftigen, auch immer wieder vorgeworfen, dass das eben eine Nische ist und dass das vielleicht auch gar nicht interessant genug ist.
Was ich interessant daran finde, ist der Versuch, in diesem Rahmen eine ganz andere Art von nachhaltiger Lebensweise aufzubauen und sich damit auch ein Stück weit einen geschützten Rahmen schaffen Und eben durch diese partizipative lokale Verwaltung ja auch eine eigene…

Also ich habe mich für diese politischen Prozesse am meisten interessiert, diese lokale Gestaltung und tatsächlich auch diesen Raum zu gestalten, in dem so etwas aufgebaut werden kann.
Und da stellt sich immer wieder diese Frage, gibt es überhaupt das Richtige im Falschen?
Kann es das überhaupt geben?
Und ich würde behaupten, dass Gemeinschaften auf jeden Fall der Versuch sind, etwas Richtiges im Falschen zu gestalten und eben in dieser Bewegung, also auch im Gen-Netzwerk, sich darüber zu verbinden und zu sagen, wir wollen eben nachhaltige Lebensweise auf der Erde zumindest probieren zu gestalten. Und da auch in Verbindung zu treten mit allen möglichen anderen Bewegungen, das finde ich, glaube ich, das, was wirklich spannend ist. Und damit auch groß zu sein und einen weltweiten Outreach zu haben durch dieses Netzwerk, was auch geschaffen wurde.

Steffen: Was glaubst du interessiert es auf so einer übergeordneten Ebene dieser Institutionen daran, so eine Forschung zu unterstützen? Also ich versuche immer noch so ein bisschen die gesellschaftliche Relevanz von so einer Forschung herauszufinden.

Anne: Also das ist ja auch für mich als ein Gemeinschaftsbewohner interessant zu wissen, okay, wen interessiert das eigentlich und was hat das vielleicht für einen Impact dann auch? Also man kann ja schon sagen, dass die Menschen zum Beispiel im Lebensgarten Steyerberg wirklich viel ausprobieren, wie nachhaltige Lebensweise funktionieren könnte. Und da gibt es ja sehr viele Experimente, die in den Gemeinschaften auch stattfinden.
Also sei das jetzt beim Lebensgarten die erste Solartankstelle oder auch schon ganz früh Solarzellen auf den Häusern oder E-Mobilität, E-Carsharing und solche Sachen.
Also ich finde, der Markus Andreas hat es in seiner Dissertation sehr schön ausgedrückt, dass vielleicht nicht alles nutzbar ist, was in Ökodörfern so entwickelt wird, aber als die Raumfahrt gestartet hat, dann wurden Teflonpfannen entwickelt aus den Bezügen, wie die Raketen beschichtet wurden.
Und also ich glaube, was eben für Forschungsförderer interessant sein könnte, sind genau diese Teflonpfannen.
Wie kann man einzelne Aspekte, die in Ökodörfern und internationalen Gemeinschaften experimentell praktiziert werden, auch für einen größeren Rahmen der Gesellschaft nutzen und nutzbar machen. Und also ich könnte mir vorstellen, dass gerade so diese Partizipation oder auch, gemeinschaftliche Organisationsstrukturen, in der zum Beispiel die Soziokratie ja auch eine wichtige Rolle einnimmt, dass sowas auch in anderen Kontexten durchaus als Teflonpfanne genutzt werden kann, wie in innovativen Unternehmen oder in anderen Bereichen.

Ich glaube, was wir Forscher sowohl für die Ökodörfer als auch für die Gesellschaft tun können, ist genau diese Teflonpfannen auszuarbeiten und zu zeigen und zur Verfügung zu stellen.

Steffen: Wenn ich mich jetzt als Normalsterblicher für solche Forschungsergebnisse interessiere, ich werde damit ja nicht unbedingt in den Mainstream-Medien konfrontiert, also jetzt mit dem, was in der Wissenschaft passiert. Wie könnte ich da rankommen?

Anne:
Ja, da sind wir gerade dabei. Das ist vielleicht jetzt eine Frage, die so ein bisschen weiterführt.
Wir sind gerade dabei, auch einen Forschungsverbund zu gründen, beziehungsweise haben wir das schon vor Jahren, eine, das nennt sich Gen Research Group, in der Forscherinnen zum Thema Ökodörfer zusammenkommen und unter anderem richten wir da gerade eine Datenbank ein, in der eben sämtliche Forschungen rund um das Thema Gemeinschaften und Ökodörfer gesammelt werden. Wir sind aktuell aber auch schon dabei, eine Art Special Issue in einem Journal von Springer zu gestalten und da haben.

Wir haben jetzt schon einige Arbeiten, wo auch Masterstudierende wiederum aus ihrer Masterarbeit noch mal einen Artikel geschrieben haben, veröffentlicht haben oder im Veröffentlichungsprozess sind.

Steffen: Gibt es auch die Möglichkeit, dass wenn wir Fragestellungen haben, und das sage ich jetzt, dass wir aus der Perspektive von einem Gemeinschaftsbewohner, dass wir sagen, hey… Also uns würde ja schon mal eine Analyse über unseren ökologischen Fußabdruck interessieren oder über innovatives Potenzial, das wir haben oder unsere Auswirkungen auf die Region oder so was, dass wir sagen, hey, wir haben hier ein paar spannende Fragestellungen.
Wir kommen auf dich zu oder auf jemanden anders, den du uns empfehlen kannst und sagen, hey, das wäre doch mal eine Frage für ein wissenschaftliches Forschungsprojekt oder für eine Masterarbeit.
Ja, das bauen wir gerade aus. Also innerhalb dieses Projekts, das nennt sich Region4All, ist ein Erasmus-Plus-Projekt, und das soll ja eben weitergehen, es soll ein Forschungsinstitut für Ökodorfforschung

Anne: Forscherinnen in jedem Stadium können sich an uns wenden und kriegen die Gelegenheit, ihre Masterarbeit zu präsentieren und da auch Rückmeldung zu bekommen oder ihr aktuelles Paper an den sie schreiben. Da unterstützen wir schon eine Community of Practice von bestimmt 20 bis 40 Leuten weltweit, also von Australien bis Schweden, nehmen da Forscherinnen teil. Wir gucken immer so ein bisschen, dass es zeitlich passt, je nachdem, wenn auch australische Forscherinnen präsentieren wollen.

Steffen: herzlichen Dank, Anne.

 

Eine spannende Konferenz, die nächsten Donnerstag startet und die ich zum Teil moderieren darf. Teilnahme auf Gift-Economy Ebene.
Wenn ihr euch für Kommunikationskultur interessiert, euch art of hosting was sagt oder ihr immer schon mal John Croft und viele andere spannende Speaker erleben und mit ihnen diskutieren wolltet, dann schaut es euch an.
Es ist ein Experiment mit Vorträgen und gleichzeitig viel Raum für den Prozess.
Weitere Infos zur Konferenz findet ihr hier

01.06.2020 Nach langer Vorbereitung habe ich jetzt endlich meinen eigenen Youtube Kanal rund um das Thema Moderation gestartet.
Hier findet ihr ab jetzt kleine Tutorials zum Thema Online Moderation und im Laufe der nächsten Monate will ich das Ganze dann auch weiter ausbauen und insgesamt zum Thema Moderation bloggen.
Über Feedback freue ich mich sehr.

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Beim GEN Europe Treffen 2018 in Estland habe ich zusammen mit John Croft einen Empowered Fundraising Event durchgeführt. Es war spannend zu sehen, wieviele Ideen zur Generierung von Geld in kurzer Zeit aufgetaucht sind. Gleichzeitig war es auch interessant zu überprüfen, ob Empowered Fundraising im Konflikt mit einer Schenkökonomie steht.
Allen die nicht wissen, was sich hinter empowered Fundraising verbirgt kann ich diesen Artikel empfehlen: http://plantowin.net.au/2012/09/empowered-fundraising/

Grob gesagt geht es darum ein Fundraising Projekt positiv darzustellen und Interessierten die Möglichkeit zu geben, an diesem großartigen Projekt teilzuhaben, in dem sie es unterstützen. Jetzt geht es aber nicht darum Spenden zu sammeln, sondern meine Fähigkeite zur Verfügung zu stellen. Z.B. stelle ich mich als Workshopleiter, Masseur, Kisten Schlepper zur Verfügung und gebe einen definierten Betrag meines Verdienstes an das Projekt weiter. Vorteil ich verdiene selbst was für mich, was meine Motivation steigert, meine Dienstleistung auch wirklich aktiv anzubieten und ich gebe den Profitören meiner Dienstleistung die Chance selbst ein gutes Gefühl zu haben, weil sie das Projekt auch unterstützen.
Im Gegensatz zu einer klassischen Spende, verdiene ich selbst und gebe (das ist mittelfristig nachhaltiger) und ich werde selbst zum Multiplikator, weil ich ein gewisses Eigeninteresse habe.

Ab Juli 2020 starte ich zusammen mit Luisa Kleine einen Audioblog zu Themen rund um die Gemeinschaftsszene.
Mein Ziel ist es das Thema Gemeinschaften in aller Vielfalt und mit allen Farben und auch mit den Grautönen vorzustellen. Ich finde es gibt zu wenig „Insider-Wissen“ im Netz und im Verhältnis viel zu viele Berichte über Gemeinschaften von Wissenschaftler*innen und Journalist*innen. So sehr ich mich über das Interesse von außen freue, so sehr wünsche ich mir auch, dass wir nicht nur als Objekte, sondern auch als handelnde Subjekte zu Wort kommen und dafür ist dieser Podcast gedacht.

Auf diesem Podcast kommen Menschen aus der Gemeinschaftsszene zu Wort, die in Gemeinschaft leben und von ihren Erfahrungen berichten.

Der Podcast wird auf allen gängigen Podcast Portalen zum Abruf bereit stehen. u.a. hier